Schon wieder ein Film über den Holocaust? Wurde nicht schon alles gesagt, was es zu dem Thema zu sagen gibt? Wer so denkt, sollte sich dringend Offer Avnons Dokumentarfilm ansehen. Darin führt der israelische Regisseur, der zehn Jahre in Deutschland lebte und inzwischen wieder in seiner Geburtsstadt Haifa wohnt, vor Augen, warum die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nötiger denn je ist – nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern leise und nachdenklich seine Umwelt und sich selbst befragend. Was Avnon in den Gesprächen zutage fördert, reicht von ernstgemeinter Vergangenheitsbewältigung bis achtloser Geschichtsvergessenheit und bewusstem Relativismus. Der Regisseur macht dabei nicht vor seinem Heimatland halt. Eine assoziative Montage, auf die man sich erst einmal einlassen muss und ein sehr persönlich-fragmentarischer Film, der über Holocaust, Vertreibung und die Beziehung zwischen Deutschen und Juden sowie von Juden und Arabern reflektiert.
Am Montag, den 6. Mai (israelischer nationaler Gedenktag für die Opfer der Shoah) ist Offer Avnon im KinoP. anwesend.